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Unser Interesse ist es, das Lügenmuseum zu erhalten.
Wir sind offen für Lösungen und haben kein Interesse daran, dieses einzigartige Kulturgut von landesweiter Bedeutung wie Sperrmüll zu entsorgen.


Das Lügenmuseum ist ein Meilenstein im Leben vieler Besucher. Zeugnisse des Widerstandes, des aufrechten Ganges, der Transformationserfahrungen mit den unabgeschlossenen Verlusten und demokratische Kulturformen treten hier in Resonanz. Wie soll man dies den Besuchern, ihren Kindern und eines Tages ihren Enkeln erklären?

 

Eine kurze Chronologie

 

  • 2007: Die Stadt Radebeul ersteigert den historischen Gasthof Serkowitz für zehntausend Euro. Seitdem gab es keine Nutzung und keinen Inhalt. Der Gasthof war dem Verfall preisgegeben. Viele Radebeuler bedauerten den Verfall des ältesten Gasthofes der Lößnitz.

  • 2012: Reinhard und Dorota Zabka mieten den Gasthof und richten das Lügenmuseum ein. Mietvertrag: „Ziel beider Mietparteien ist der Abschluss eines Erbbaupachtvertrages zum 01.01.2013.“

  • Erste Besichtigung mit dem Bauamt: Oberbürgermeister Bert Wendsche erklärt, dass es keine Nutzungseinschränkungen gäbe: „Herr Zabka weiß schon, was er tut.“

  • 2013: Herr Zabka erstellt ein 100-seitiges kulturtouristisches Konzept für den Gasthof Serkowitz als Lügenmuseum auf der Basis eines Mietkaufs – ohne Antwort der Stadt.

 

  • 2014: Herr Zabka produziert eine Broschüre für die Perspektive des Gasthofs als Künstlerhaus Radebeul – ohne Resonanz der Stadträte.ä

  • 2016: Herr Zabka bekommt den Radebeuler Kulturpreis. 

 

  • 2021: Herr Zabka legt ein Konzept für den Gasthof als soziokulturelles Zentrum vor – ohne Resonanz der Stadträte.

 

  • 2022: Der Baubürgermeister Dr. Müller empfiehlt Herrn Zabka, den Kaufpreis auf den Tisch zu legen, um den Fall zu erledigen. Die Zabkas stellen der Stadt ein Angebot, den Gasthof mit einer eigenen GmbH oder Stiftung zu erwerben – wurde abgelehnt.

 

  • 2023: Eine Open Petition mit über 1800 Unterschriften für den Erhalt des Lügenmuseums – ohne Antwort der Stadt.

 

  • 2024: Zahlreiche Projekte wurden geplant, Fördermittel beantragt, Marketingmaßnahmen angeschoben, die Besucherresonanz wuchs. 30 Referenzen namhafter Persönlichkeiten belegen die Bedeutung dieses Kulturortes.

 

  • 2024: Die „Prinz Rupi Kulturstiftung“ von Herrn Frieling macht ein Kaufangebot für den Gasthof Serkowitz, um das Lügenmuseum zu erhalten. Später unterstreicht Herr Frieling seine Absicht, nichts in die Sanierung zu investieren. Investitionen der Betreiber wie Solardach oder Heizung könnten bei Auszug mitgenommen werden. Er wünschte sich eigene Ausstellungsräume. Wegen mangelnder Begeisterung zieht er sein Kaufangebot zurück. 

  • Wir haben natürlich Verständnis, dass Oberbürgermeister Bert Wendsche nach dem Abbruch der Kaufverhandlung durch die Stiftung ebenso enttäuscht war wie wir. Da hätten wir vielleicht ebenso gehandelt an seiner Stelle. Der unbefristete Mietvertrag mit dem Lügenmuseum wird gekündigt. Gleichzeitig beschließt der Stadtrat eine Kulturentwicklungskonzeption, in der das Lügenmuseum als Kulturzentrum verankert ist.

Fakten

Das Lügenmuseum umfasst 17 Ausstellungsräume, vier Archive, vier Vor- und Nachlässe sowie eine umfangreiche Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst. Der Wert der Sammlung übersteigt den Wert der Immobilie. Der Wert der ehrenamtlichen Arbeit übersteigt das Fünffache des Wertes des Hauses.

Reinhard Zabka erhielt als Künstler Förderpreise des Landes Brandenburg, Stipendien der Akademie Schloss Solitude, des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf, Schloss Plüschow und den Kunstpreis der Stadt Radebeul.

Internationale Ausstellungen: In Japan, Indonesien, Thailand, den Philippinen, Burma, den Niederlanden, Dänemark, Italien, Polen, Frankreich und England vernetzten das Lügenmuseum international. Daneben initiierte Reinhard Zabka mit dem Lügenmuseum zahlreiche Festivals in Indonesien und Thailand sowie internationale Symposien, Sommercamps und Open-Air-Formate. Mit hybriden und virtuellen Projekten war er auch während der Corona-Pandemie überregional aktiv und wurde zu Festivals nach England und Dänemark eingeladen.

Förderungen für den Verein Kunst der Lüge e.V.:

Staatskanzlei Sachsen, Kulturstiftung des Bundes, Fonds Neue Länder, Fonds Soziokultur e.V., Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Bundesstiftung Aufarbeitung, Kulturland Brandenburg, Hauptstadtkulturfonds Berlin, Landesbeauftragter für Stasi-Unterlagen Sachsen, Stadt Dresden, Stadt Radebeul, 
Stadt Frankfurt (Oder), Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer,
Sparkassenstiftung Meißen, Partnerschaft für Demokratie
Aktion 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e. V., Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Aktion Mensch e.V., Landkreisamt Meißen
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Kulturraum Meißen - Sächsische Schweiz - Osterzgebirge und andere.

Preise und Auszeichnungen des Vereins Kunst der Lüge e. V.:
Simul+Mitmachfonds des Sächsischen Landeskuratoriums Ländlicher Raum e.V. (2022)
Preis der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt vom Staatsminister Carsten Schneider "machen!2023" für unser ehrenamtliches Engagement in der Kommune.
Nominierung für den Preis Neulandgewinner der Robert Bosch Stiftung und dem Thünen-Institut für Regionalentwicklung.

Kunst der Lüge e. V. ist Mitglied im Landesverband Soziokultur Sachsen e. V., dem Künstlerbund Dresden BBK und dem Museumsverband Brandenburg. Große überregionale Projekte waren "Labystan", 30 Jahre Friedliche Revolution, Rauminszenierungen in der Zionskirche Berlin (2019), "Labylysium", Kunst im öffentlichen Raum am Burgplatz Leipzig (2019) und die Ausstellung "Götzen Ismen Fetische" im Berliner Dom (1985), die 35.000 Besucher anzog.

 

So gesehen ist das Lügenmuseum ein einzigartiges, unvergleichliches Kulturereignis im deutschsprachigen Raum und gleichzeitig ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Als Labor für künstlerische Prozesse entführt es regionale und überregionale Besucher in die fabelhafte Welt der Fantasie. In seiner Liaison mit dem Underground der DDR konterkariert das Lügenmuseum augenzwinkernd die unerfüllbare Sehnsucht nach Stabilität, Heimat und ethnischer Homogenität. Seit 1990 fungiert es auch als Reparaturwerkstatt für Demokratie und sorgt für einen Ausgleich der gesellschaftlichen Befindlichkeiten. In freier Trägerschaft steht es für eine demokratische Zivilgesellschaft, für Engagement, Begeisterungsfähigkeit und Diversität.

Gerade wurden 10.000 neue Flyer für das Lügenmuseum geliefert, und drei Kunstprojekte wurden gestartet. Eine umfangreiche Ausstellung zu 35 Jahren der Friedlichen Revolution im Herbst ist im Lügenmuseum und in der St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder) in Vorbereitung. Der Verein hat eine Bundesfreiwillige aus der Ukraine und eine aus Venezuela eingestellt. Das Museum wurde komplett überarbeitet, weiterentwickelt und um einen neuen Ausstellungsraum erweitert. Ein Museumsshop mit eigener Edition wurde eröffnet, da flatterte die Kündigung ins Haus.

 

Im Jahr 2012 beschlossen die Stadträte von Radebeul, das Lügenmuseum im alten Gasthof Serkowitz unterzubringen. Der Unmut über den Leerstand und Verfall dieses historischen Gebäudes löste sich durch den Einzug des Lügenmuseums auf. Die Stadt sparte die Kosten der Immobilie und das Image der Örtlichkeit verbesserte sich – eine Win-Win-Situation. Der Denkmalschutz war begeistert, als im Gasthof ein einzigartiges Gesamtkunstwerk im Dialog mit dem ehrwürdigen Gebäude entstand. Es wurde mit Leben erfüllt, der Verfall gestoppt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

Der Mietvertrag wurde mit dem Ziel abgeschlossen, einen Erbbaupachtvertrag zu finalisieren. Als Vorbereitung dafür legten wir im Jahr 2013 ein 100 Seiten starkes kulturtouristisches Konzept vor. Jedoch erhielten wir keine Antwort, noch wurde über einen Erbbaupachtvertrag verhandelt. Von Wahl zu Wahl wurden wir hingehalten. Seither hat sich die unsichere Lage nicht verbessert.

 

Der Stadtrat entschied sich gegen die Sanierung des ältesten Gasthofs der Lößnitz durch die Kommune. Eine Nutzung für Wohnzwecke wurde ebenfalls abgelehnt. Die Kündigung widerspricht eklatant der Fürsorgepflicht des Staates, vernichtet unsere wirtschaftliche Existenz, zerstört ein offenherziges Kulturzentrum und ein einzigartiges Gesamtkunstwerk der Friedlichen Revolution. Ein wirtschaftliches Interesse ist abwegig, da das Gebäude bereits viermal erfolglos zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Viele Kommunen haben historische Gebäude und suchen dafür händeringend Inhalt, Betreiber und motivierte Personen, die etwas bewegen können. Und Radebeul hat hier einen Betreiber, der fähig ist, eine unabhängige Kultureinrichtung mit Alleinstellungsmerkmal aufzubauen, zu betreiben, Probleme zu lösen und partizipative Kulturtechniken weiterzugeben. Wir arbeiten an einer gemeinwohlorientierten Trägerschaft, um regionale Wertschätzung einzubinden.

 

Das Lügenmuseum war von Anfang an ein Ort, an dem Menschen zu verschiedenen Anlässen wie Ausstellungseröffnungen, Lesungen oder Diskussionen zusammenkamen, kreativ, offen und kritisch miteinander in Dialog traten, Neues kennenlernen und Inspiration, Energie und Freude ernten konnten. Hinter dem Museum stehen Künstlerinnen, Künstler und engagierte Menschen mit vielfältigen Kompetenzen, die das Lügenmuseum mit künstlerischen, ökologischen, soziokulturellen und nachhaltigen Ideen und Initiativen unterstützen.

Wir bedanken uns, dass die Stadt 2012 die Türen des leer stehenden Gasthofs geöffnet und uns mit offenen Armen empfangen hat. Die Kulturarbeit war erfolgreich und fand regionale und landesweite Resonanz.

Von dem Verein, vielen Radebeulern, Freunden, Künstlern und der Museumsleitung wurden folgende Leistungen erbracht:
- Dreißigtausend Stunden freiwillige Arbeit, Renovierung, Reparatur und Pflege des Gasthofs
- Dreißigtausend Stunden für den Aufbau des Museums, Raumentwicklung, Ausstellungsstücke, Ausstellungen
- Zwanzigtausend Stunden für den laufenden Kulturbetrieb
- Vierhunderttausend Euro Förderungen von Land und Bund
- Zweihunderttausend Euro Marketingmaßnahmen
- Einhunderttausend Euro Eigenleistung für laufende Projekte

Das Lügenmuseum hat in seinen 12 Jahren neunzigtausend Besucher angezogen, das Labyrinth zum Weinfest vierhunderttausend Besucher. Das bedeutet jährlich einen wirtschaftlichen Mehrwert für die Kommune, der den Kaufpreis des Gasthofs weit übersteigt.

Drei Bewerbungen haben wir für den Gasthof eingereicht, ohne dass darüber Gespräche geführt wurden. Bei einem Termin mit dem Baubürgermeister Herrn Dr. Müller im Jahr 2021 wurde uns vorgeschlagen, den Kaufbetrag auf den Tisch zu legen, dann wäre das Problem gelöst.

Wir haben das Gefühl, dass unsere Sicht nicht wahrgenommen wurde und sind erstaunt, dass in einer Kulturstadt unsere Stimme nicht gehört wird. Eine Kündigung ohne ein Gespräch mit uns, den Betroffenen, erzeugt erheblichen Druck und Unverständnis.

Dorota und Reinhard Zabka, August 2024

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