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Ein Museum der Wandlungen – ein Ort, der Leben und Kunst verbindet

UNSER LEITBILD

Dieses Leitbild wurde vom Team des Lügenmuseums erarbeitet und folgt der vom ICOM* erarbeiteten Definition eines Museums: „Ein Museum ist eine dauerhafte Einrichtung, die keinen Gewinn erzielen will, öffentlich zugänglich ist und im Dienst der Gesellschaft und deren Entwicklung steht. Es erwirbt, bewahrt, erforscht, präsentiert und vermittelt das materielle und immaterielle Erbe der Menschheit und deren Umwelt zum Zweck von Studien, der Bildung und des Genusses.“ (*International Council of Museums, https://icom-deutschland.de/de/)

Das Lügenmuseum, kurz: LÜSEUM , ist ein Gesamtkunstwerk. Es vereint verschiedene Künste wie Audioart, Dichtung, Design, Malerei, Kinetik und Video. Dabei ist die Zusammenstellung nicht beliebig oder illustrativ: Die Bestandteile ergänzen sich auf notwendige Weise. Das Gesamtkunstwerk hat eine „Tendenz zur Tilgung der Grenze zwischen ästhetischem Gebilde und Realität“ (Odo Marquard).

Die Kunst im Lügenmuseum kreist um Menschheitsthemen: das Rätsel, das Geheimnis, die Erinnerung, die Illusionen des Lebens, die Beseeltheit der Welt und nicht zuletzt die Heiterkeit und Freude. Diese Themen sprechen Menschen aller Weltgegenden, Altersgruppen und sozialen Situationen an.

Im LÜSEUM kann der Wandel der künstlerischen Eroberungen des „Raumes“ im letzten Jahrhundert verfolgt werden: von der Collage und Assemblage über das Environment bis hin zum Künstlermuseum, vom Kunstwerk als Sammelobjekt zur Sammlung als Kunstwerk. Die „Lügen“ kunstvoller Inszenierungen sind virtuos gestaltet und offenbaren sich dennoch als solche.

Mithilfe eines labyrinthischen Begebenheitsknäuels entfaltet das Lügenmuseum eine eigentümlich schwebende Bedeutung. Dies ermöglicht Besuchern, nicht nur etwas über zeitgenössische Kunst und Sensibilität zu lernen, sondern auch über sich selbst. Eine Art träumende Rezeptionshaltung ist sowohl für Museumsbesucher als auch für die Kuratoren der nachhaltigste Gewinn, zu dem die Auseinandersetzung mit diesem geheimnisvollen Ort geradezu einlädt.

Das Lügenmuseum vermittelt eine besondere Art, die Welt wahrzunehmen. Jeder Einzelne, du und ich, kann seine Freiheit nur selbst finden oder erfinden. Vor allem aber macht gerade die zeitgenössische Kunst durch ihr unbequemes, durchaus auch „triggerndes“ Dasein Angebote für neue Erfahrungen, die unmittelbar mit unserer Gegenwart zu tun haben. Dies bündelt bürgerschaftliches Engagement und kritische Wachheit, quasi als gesellschaftlicher Resonanzraum, um die auseinanderstrebenden Kräfte zu verbinden.

UNSER MUSEUM

In der Erfurter Subkultur lernte der Museumsgründer Reinhard Zabka (*1950), unter den Bedingungen der SED-Diktatur gegen Zersetzungsmaßnahmen und Bespitzelung einen Freigeist zu bewahren. Um den Verfolgungen und Repressionen der Künstler- und Intellektuellenszene in Berlin Prenzlauer Berg zu entfliehen, siedelte der als diffamierter „Dissident“ in ein kleines Dorf im Rhinluch um. Dort kaufte er eine Landarbeiterkate und richtete sich ein Sommeratelier ein. Daraus entstand 1984 ein Kunsthaus, in dem er sich ein „Lügenmuseum als Wunderkammer“ erträumte.

1990 eröffnete er das „Wahre Deutsch-Historische Lügenmuseum“. 1997 zog er damit in das Gutshaus Gantikow bei Kyritz, und 2012 weiter nach Radebeul. Hier belebt das Museum, unmittelbar am Elbradweg, den leerstehenden Radebeuler Gasthof Serkowitz. Nur wenige Künstlerinitiativen aus der DDR haben sich nach der deutschen Wiedervereinigung nicht nur erhalten, sondern stetig ihr Aktionsfeld erweitert.

Künstler konstruieren andere Museen: Maschinen zur Belustigung, anarchische Apparate im ironischen Leerlauf. Die sanfte Berührung der Poesie schlüpft hier am starren Reglement des Museumswesens vorbei. Gerade die Kunst greift viel früher als andere Bereiche neue gesellschaftliche Strömungen auf. Sie zettelt oft auf sehr kluge Weise Interventionen an und hilft Museen und Wissenschaftlern auf die Sprünge.


Im Dialog mit dem denkmalgeschützten Gebäude hat sich das Gesamtkunstwerk Lügenmuseum in das Gedächtnis der Stadt Radebeul eingeschrieben. Es zeigt beispielhaft, wie Leerstand durch künstlerische Nutzung belebt werden kann. Jenseits etablierter und institutionalisierter Kulturstrukturen wuchs ein Ort der Begegnung und Auseinandersetzung. Mit hohem Schauwert ist es auch ein Laboratorium für Selbstermächtigung, Empowerment, demokratische Kulturformen und eigenständige Kulturpraxis im öffentlichen Raum.

OFFENHERZIGE WEITERGABE VON WISSEN

Der öffentliche Diskurs über die Bedeutung dieser selbsttragenden Kultureinrichtung, das Lügenmuseum als Gesamtkunstwerk, mit seiner Willkommenskultur und seinem Selbstverständnis der Internationalität, über die Zeugnisse der Friedlichen Revolution und die künstlerischen Auseinandersetzungen mit den Transformationserfahrungen ist politische Bildung im besten Sinne.

Durch den täglichen Umgang mit unseren Sammlungsobjekten und Geschichtszeugen sowie den Austausch mit der Öffentlichkeit erwerben wir fortlaufend neue Kenntnisse und teilen unser Wissen offenherzig. Wir geben Impulse, begreifen uns als kompetenten Ansprechpartner für zeitgenössische und prozessorientierte Kunst sowie für ihre unkonventionelle Vermittlung. Das Lügenmuseum ist ein Ort des lebenslangen Lernens.

Der siebenhundertjährige Gasthof Serkowitz, ein kulturelles Erbe der Lößnitz, bildet ein Dach für das Lügenmuseum, für zeitgenössische Kunst, für Soziokultur, als Künstlerhaus und als Produktionsraum für Künstler. Unser Haus versteht sich als offener Raum, als dingliches Gedächtnis zur anschaulichen Vermittlung von Wissen und als Ausgangspunkt für den lebendigen Austausch über die Stadt.

Als eine eigenständige Äußerungsform aus der Mitte einer sich selbst reflektierenden Gesellschaft heraus geht es uns nicht um das Sammeln als Kompensation von Verlusterfahrungen, sondern um das „Museum als Ort der Verhandlung von Erfahrungswissen“.

RAUM FÜR REFLEXION UND KRITISCHEN AUSTAUSCH

Besucher und Besucherinnen jeden Alters erleben eine ungewöhnliche Ausstellungspraxis. Sie begegnen und konfrontieren sich an einem Inspirationsort mit eigenständigen, prozessorientierten Kunstformen, persönlichen gestalterischen Linien voller visionärer Kraft und Durchhaltewillen sowie meisterlichen Antworten auf die Herausforderungen der Zeit.
Für das spielerische Erleben im Lügenmuseum, braucht es keine Gebrauchsanweisung. Meist entwickelt sich von allein ein Gefühl dafür, was zu tun ist und wie es zu bewältigen ginge. Besonders geliebt werden unsere unkonventionellen Präsentationen, die subversive Kraft der Imagination und die Komik.

NACHHALTIGKEIT UND RESSOURCENBEWUSSTSEIN

Mit Blick auf die Lebensqualität zukünftiger Generationen ist uns ein verantwortungsvoller Umgang mit den uns übertragenen Ressourcen von großer Bedeutung. Dazu gehört die sparsame Bewirtschaftung der uns anvertrauten öffentlichen Gelder und Fördermittel ebenso wie das Streben nach umfassender ökologischer Nachhaltigkeit unseres Museum.
 
Unser Ziel ist ein offenes und kreatives Museum, das mit seinen Themen und Beständen in den gesamten Stadtraum ausstrahlt.

Die Besucher verlassen das Museum nicht belehrt, sondern erheitert, durchaus herausgefordert und oft auch beschwingt. Die Imagination liebt vollkommen verwandelte Situationen, so wie der Verstand den Schnee.

UNSERE VISION

Visionäre Kraft und Durchhaltewillen, künstlerisches Urteilsvermögen und persönliche gestalterische Linie verleihen dem Lügenmuseum auch überregional und international Aufmerksamkeit. Das Haus nutzt die Chance, zu einem Selbstläufer und Publikumsliebling im Elbtal zu werden – ein Ausflugsziel, das die Fantasie beflügelt und für die ganze Familie geeignet ist. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus vielen Ländern wirken in diesem Rahmen. Die Bürger der Stadt und weit darüber hinaus schätzen es als eines ihrer kulturellen Highlights.
Unser erweiterter Museumsbegriff umfasst ein sozio-kulturelles Zentrum, ein Künstlerhaus und einen Produktionsort. Hier wird durch einen neuartigen Standard interaktiver Reziprozität auch unser Bildungsauftrag umgesetzt. Als nichtstaatliches Museum streben wir danach, unabhängig vom Wohlwollen tagespolitischer Interessen zu arbeiten und uns frei entfalten zu können.
Im LÜSEUM werden andere, offene Formen des Ausstellens erprobt. Nichtstaatliche Kunstinstitutionen wie unsere geben ihren Rezipienten und Besuchern eine eigene Stimme und nehmen ihre Urteile ernst. Eine Demokratisierung der Kunst erfährt so eine breite gesellschaftliche Resonanz und Bedeutung. Die Entscheidung darüber, was bei uns zu sehen ist, ist von den Hierarchien der Kunstwelt und den Mechanismen des Marktes gelöst.
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