top of page
IMG_20210918_203703_edited.jpg

Lange Nacht des Lügenmuseums
31. August, 13-24 Uhr
Gasthof Serkowitz in Radebeul

Liebe Freunde des Lügenmuseums,
 
zeitgleich mit dem einstimmigen Beschuss des Stadtrates des Kulturentwicklungskonzeptes für Radebeul, in dem das Lügenmuseum ausdrücklich erwähnt wird (siehe unten), wird es am 1. September geschlossen. Zahlreiche Bürger aus Radebeul und auch internationale Besucher haben den Oberbürgermeister gebeten, die Entscheidung das Lügenmuseum zu schließen, zu überdenken.

Dafür danken wir allen.

Hiermit laden wir zur letzten Nacht des Lügenmuseums. Jeder kann was mitbringen.

Herzlich
Dorota und Reinhard
 
Aus dem Kulturentwicklungskonzept der Stadt Radebeul:
"Das Lügenmuseum hatte seine Ursprünge in den 1990er Jahren auf dem brandenburgischen Land, bevor es 2012 in Radebeul in einem leerstehenden historischen Gasthof neu eröffnet wurde. Zu dieser Zeit war Reinhard Zabka als Kunstfigur Richard von Gigantikow in Radebeul bereits bekannt. Er kreierte schon seit Jahren zum Radebeuler Herbst- und Weinfest und Internationalem Wandertheaterfestival eine riesige begehbare Installation, eine Art Labyrinth. Im dörflich geprägten Radebeuler Ortsteil Serkowitz wurde mit dem Lügenmuseum der 700-jährige, denkmalgeschützte Gasthof kulturell belebt und seither auch zahlreiche Kulturereignisse im Dorf realisiert. Der historische Gasthof Serkowitz, die älteste Gaststätte der Lößnitz, wurde 1337 erstmals erwähnt. 1877 wurde ein Saal angebaut.
Die Stadt Radebeul erwarb 2007 den Gasthof aus einem Insolvenzverfahren zur Sicherung des Objekts. 2012 wurde das Gebäude dem Betreiber des Lügenmuseums pachtweise überlassen. 2023 beschloss der Stadtrat das Gebäude an einen privaten Besitzer zu verkaufen, der das Lügenmuseum in seinem jetzigen Domizil erhalten möchte.
Das Lügenmuseum versteht sich als ein Labor für künstlerische Prozesse. Gewachsen aus Glasnost, der Gegenkultur der DDR und Friedlicher Revolution wuchs die Sammlung in einem langjährigen Prozess der poetischen Verdichtung zu einem Gesamtkunstwerk. Als Liaison mit dem Underground der DDR konterkariert das Lügenmuseum augenzwinkernd die unerfüllbare Sehnsucht nach Stabilität, nach Heimat und ethnischer Homogenität. Mit seiner Art der Präsentation will das Lügenmuseum konventionelle Formen kritisch und spielerisch hinterfragen und damit einen innovativen Beitrag in der Debatte um die Entwicklung von Museen leisten. Für dieses Konzept zeichnet Reinhard Zabka verantwortlich, mit seinen Erfahrungen als Künstler, Museumsgestalter.
Er steht exemplarisch für viele Künstler der 70er und 80er Jahre, die abseits der offiziellen Kunst gearbeitet haben. In seinem Wirken verbindet er Alltagskultur, elektronische Spielereien, Klänge aus aller Welt in einer Art Wunderkammer. Das Lügenmuseum hat sich mittlerweile zu einer etablierten Institution für Soziokultur und zeitgenössische Kunst entwickelt. Reinhard Zabka initiiert regelmäßig verschiedenste Kunstaktionen im öffentlichen Raum, in Radebeul aber auch national und international. Für sein innovatives Wirken erhielt er den Kunstpreis der Stadt Radebeul.
Das Lügenmuseum ist in 16 Räumen aufwendig eingerichtet. Im großen Saal finden wechselnde Ausstellungen zu Themen wie Friedliche Revolution oder 300 Jahre Baron Münchhausen statt. Das Museum ist 150 Tage im Jahr geöffnet. Zusätzlich bietet es Terminen für Gruppen, Schüler und Studenten. Genutzt wird das Angebot generationenübergreifend von Wanderern, Touristen, Familien aller Altersklassen. Durch seinen originellen Ansatz und eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit hat das Lügenmuseum einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht und zieht viele Besucher aus ganz Deutschland an.
Hinter dem Ort, dem Verein und dem Museum stehen Künstlerinnen und Künstler und engagierte Menschen, die das Haus mit künstlerischen, ökologischen und soziokulturellen Initiativen unterstützen und als Produktionsort und Ideenschmiede schätzen. Darüber hinaus gibt es auch Kooperationen mit Kinder- und Jugendorganisationen. Getragen wird das Museum vom Radebeuler Kunstverein Kunst der Lüge e.V., der aus einer Initiative von Kunstschaffenden um Dorota und Reinhard Zabka entstand.
Das Lügenmuseum erhält keine institutionelle Förderung. Die öffentlichen Kunstprojekte in der Trägerschaft des Vereins wurden gefördert durch: Bundesstiftung Aufarbeitung, Staatskanzlei Freistaat Sachsen, Kulturraum Meißen, Stadt Radebeul, Hauptstadtkulturfond, Kulturland Brandenburg, Stadt Dresden, Sächsische Kunstsammlung Dresden, Fonds Neue Länder, die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Landesbeauftragter für Stasi-Unterlagen Sachsen, Freistaat Thüringen, Stadt Szczecin PL, Goethe-Institut Jakarta und Bangkok, Stadt Frankfurt/O u.a. Beispielhaft führt das Lügenmuseum vor, wie Leerraum durch künstlerische Nutzung zu einem Kulturort profiliert werden kann. Obwohl das Lügenmuseum den Kriterien des Deutschen Museumsbundes nicht entspricht, bewarb sich die Einrichtung 2019 um den sächsischen Museumspreis und löste damit einen Diskurs aus über Sinn und Nutzen kultureller und musealer Einrichtungen, die nicht in der Hand des Staates liegen.
Das Lügenmuseum will zeigen, dass Gegenkultur und Museen in freier Trägerschaft wichtige Elemente demokratischer Zivilgesellschaft sind, besser in Bürgerhand gedeihen und leichter auf gesellschaftlichen Wandel reagieren. Sie ziehen eigene Publikumskreise an und zeichnen sich durch Engagement und Begeisterungsfähigkeit aus.
Nachdem der Standort für das Lügenmuseum in Radebeul gesichert ist, besteht die Herausforderung nun darin, das kreative Potential dieser außergewöhnlichen Einrichtung durch Vernetzung noch mehr zu entwickeln und den Ort an sich für die Kunstszene Radebeuls und die Stadtgesellschaft zu öffnen."
 
Stadt Radebeul Juni 2024
bottom of page